Hütehunde
Sie waren flink reagierende, wendige, leicht gebaute Hunde, deren Schnelligkeit wichtig war, um die Herden zusammenhalten zu können. Ihre Anweisungen bekamen sie immer direkt von dem Hirten, der sich durch Zeichen und Pfeifkommandos mit ihnen verständigte.
Hütehunde reagieren auf die leiseste Andeutung und auf das kleinste Zeichen, sie kommen mit einer Liebe zur Arbeit auf die Welt. Um ihre Aufgabe erfüllen zu können, müssen sie klein, wendig, ansprechbar und unterordnungsbereit sein. Zwar dürfen sie sich niemals an der Herde vergreifen, müssen aber dennoch einen gewissen Schneid haben, um sich Respekt verschaffen zu können. Meist hat das zu bewachende Vieh nämlich sehr schnell den Hund durchschaut und reagiert auf ihn mit der ihm eigenen Frechheit.
Abseits laufende Tiere werden von den Hunden sanft in die Herde zurückgeholt, meist reicht ein anstupsen. Bei besonders hartnäckigen Tieren muss aber auch der Hund schon einmal durch ordentliches zwicken nachhelfen, jedoch ohne das Tier zu verletzen.
Es gibt mehrere verschiedene Arbeitsmethoden unter den Hütehunden. Einige fassen das eingefangene Tier im Genick und drücken es an den Boden, bis der Hirte es mit seinem Hirtenstab wieder zurückholt. Andere halten durch einen fast hypnotischen Blick ihre Herde beisammen und lenken sie in verschiedene Richtungen.
Gleich welche Arbeitsmethode diese Hunde haben, eines haben sie gemeinsam. Sie arbeiten hochkonzentriert und ignorieren jede Form von Ablenkung.
Amadeus Big Foot vom Pleissengrund
Einleitung
Zur besseren Verständigung zwischen Mensch und Hund ist es unbedingt wichtig zu wissen, für welche Aufgaben und Zwecke Hunde gezüchtet wurden, insbesondere, welche Aufgaben die unterschiedlichen Rassen noch heute ausüben.
Seit jeher war das Leben der Menschen eng mit den Hunden verbunden. Obgleich man aber bereits vor ca. 15.000 Jahren Hundeknochen, die auf ein Zusammenleben von Hund und Mensch schließen lassen gefunden hat, kann man bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts trotzdem nicht von reinrassigen Hundezuchten reden. Aber immer war ein guter Hund bei den Menschen sehr hoch geschätzt, wobei Aussehen, Größe und Fell von geringerer Bedeutung waren.
Auch heutzutage sind nirgendwo auf der Welt alle Hunderassen vertreten, meist findet man die Rassen in den Ländern aus denen sie stammen oder aber unmittelbar in den Nachbarschaften. Der Hund ist das einzige Säugetier, dass so vielseitig und vielrassig auf unserem Planeten vertreten ist und eine so enge Symbiose mit dem Menschen eingegangen ist.
Hirtenhunde
In grauer Vorzeit gab es nur die Hirtenhunde, deren Aufgabe es war, die Herden vor Dieben und Beutegreifern zu schützen. Diese Hunde, die über Jahrhunderte gezüchtet wurden, mussten einen angriffslustigen Charakter haben. Noch heute gehört diese Eigenschaft zu den Grundzügen dieser Tiere. Ihre Aufgabe war nicht das Hüten und Treiben von einem Platz zum anderen, ihre Aufgabe war nur das reine Bewachen. Deshalb mussten sie groß, geduldig, mutig, genügsam, robust und ausdauernd sein. Schon allein das äußere Erscheinungsbild sollte abschreckend wirken.
Ihr Aufgabengebiet lag nicht in den überschaubaren Tälern, sondern meist in rauen unzugänglichen Gebirgen, dort wo sich räuberische Beutegreifer sehr gut verbergen konnten. Von diesen Hunden wurde eine sehr große Eigenständigkeit und schnelles Handeln verlangt, sie mussten ohne Befehl oder menschliche Zeichen arbeiten können. Ein auf Fingerzeig gehorchender oder wartender Hund war für diese Zwecke vollkommen ungeeignet. Deshalb reagieren auch noch heute diese Hunde ehr langsam auf Kommandos.
Die Hirten kümmerten sich nie um ihre Hunde. In den kalten Wintermonaten ließen sie sogar oftmals ihre Herden nur in deren Obhut. Für ihre Nahrung mussten sie selber sorgen, wobei sie sich niemals an der Herde vergreifen durften. Das ist einer der Gründe, warum die Hunde auch noch heute sparsam mit ihrer Energie umgehen. Auf höher gelegenen gut überschaubaren Stellen, beobachteten sie die Herde und griffen nur dann ein, wenn es wirklich notwendig war. Ausgestattet mit einem überaus guten Gehör und einem hervorragenden Instinkt waren sie in der Lage, Angreifer direkt zu orten.
Ihre Herrschaft demonstrierten sie durch Duftabsonderung und bellen, sowie Drohgebärden, mit denen sie potentielle Angreifer von der Herde fernhielten.
Während Hütehunde sich notfalls mit den Zähnen Respekt bei dem zu schützenden Tier verschaffen mussten, mussten Hirtenhunde voller Liebe und Aufopferung ihre Schützlinge behandeln. Sie durften niemals ihre Stärke gegenüber ihren Schützlingen demonstrieren, dass hieß unter Umständen, dass ein aggressives Mutterschaf einen Hund angreifen und vertreiben konnte, zumindest aber, dass der Hund sich dem Tier unterwarf, was er durch Maul lecken demonstrierte. Anders als beim Hütehund, dessen Aufgabe das umkreisen und einholen der Tiere war, lebte der Hirtenhund mitten unter ihnen und betrachtete sich als Teil dieser Herde. Seine Herde durfte er auch im Gegensatz zu den Hütehunden, die in den Wintermonaten mit ihren Hirten in die Stallungen zogen, nie verlassen. Er lebte 365 Tage 24 Stunden am Tag mit ihnen.
Seine Überlegenheit zeigte er nur nach außen und immer nur dann, wenn es darum ging, seine Herde vor Angreifern zu schützen.
Das innere Band zur Herde war Voraussetzung, damit diese Beziehung und intensive Verschmelzung mit seiner Herde funktionierte. Allerdings war diese Verschmelzung manchmal derart intensiv, dass die Hündinnen oft kein Interesse am anderen Geschlecht und somit an der Nachzucht zeigten. Bekamen sie aber einmal Junge, waren sie hingebungsvolle Mütter. Ihr Nachwuchs, der innerhalb der Herde geboren wurde, lernte auch sehr schnell von den Eltern, worauf es im Leben eines Hirtenhundes ankommt. Überleben konnten allerdings nur die Stärksten und zwar die, die den Kampf mit Natur und Beutegreifern überlebten. Abgesehen davon, dass alle Tiere unter den Entbehrungen bei minus 25 Grad zu leiden hatten, hieß es obendrein für jedes Tier "fressen oder gefressen" werden. Manch kleiner Hund überlebte diese harten Bedingungen nicht, aber die, die diesen Kampf mit der Natur und deren Mächten überstanden, waren gesunde, robuste, kluge, starke und intelligente Hunde.
Zudem waren sie ausgestattet mit einem langen dichten Fell und einer dichten Unterwolle, die sie zuverlässig gegen jede Witterung schützte.
Die harten Umweltbedingungen hatten aber noch etwas zur Folge. Meist überlebten nur 2-3 Welpen , so dass die Würfe immer sehr klein und überschaubar waren. Deshalb glaubten die Menschen, dass die Hunde nur 3 Welpen zur Welt bringen konnten und waren sehr erstaunt, dass bei guten Umweltbedingungen und einem gefahrlosen Leben manchmal bis zu 13 Welpen aufgezogen wurden.
Veränderte Lebensbedingungen
Durch die zunehmende Zivilisation und die wirtschaftliche Entwicklung der Länder, als die Grenzen zwischen Dörfern und Städten immer mehr ineinander übergingen, zogen die Dorfbewohner in die Städte auf der Suche nach Arbeit. Ihre Hunde nahmen sie dabei mit und so wechselten die Hirtenhunde ihren Lebensraum und ihre Lebensbedingungen. An Stelle des gesunden Bergklimas trat die dreckige Stadtluft, an Stelle der Ruhe und der Freiheit lebten die Hunde nun in der geräuschvollen Akustik der Großstädte, oft angebunden und eingesperrt.
Für die Menschen brachten die Hunde einen guten Zusatzverdienst, denn die Städter mochten diese Rassen und die Nachfrage wurde relativ groß. Da die Dorfbewohner nun als neue Städter nicht so schnell für Nachwuchs sorgen konnten, entstanden die Zwinger in den Städten, in denen man die planmäßige Zucht dieser Hunde betrieb.
Während die erste Generation, die in den Städten geboren wurde, noch ihre Widerstandskraft verlor und krankheitsanfällig war, wurde die zweite Generation zwar schon anpassungsfähiger, man konnte sie auch mittlerweile problemloser halten, aber die Stadtwohnung eignete sich nicht für sie. Sie wurden traurig, melancholisch und still.
Der ursprünglichen Aufgabe beraubt, versuchte man dem Sarplaninac deshalb eine neue Aufgabe zuzuweisen. Man versuchte ihn als Amtshund bei der Polizei oder Armee einzusetzen. Es gab aber sehr viele Probleme mit den Hunden, so dass man glaubte sie seien dickköpfig und dumm. Man übersah einfach, dass die Probleme im Wechsel seiner Befehlsgeber lag, denn die Hunde waren nur an einen Herrn gebunden.
Mit den Aufgaben die die Menschen ihm in den Städten abverlangten, kam er einfach nicht zurecht; denn für harten Drill war er völlig ungeeignet. Über Jahrhunderte hatte man von ihm eigene Entscheidungen verlangt, deren Eigenschaften in den Städten natürlich völlig fehl am Platze waren.
So veränderten sich mit den Lebensbedingungen auch die Eigenschaften bzw. Aufgaben der Hunde. Noch heute sind Hirtenhunde gute Wächter, die abweisend gegen Fremde sind und ihre Aufgabe mit Hingabe erfüllen wollen. Um ihnen aber hier in unseren Breitengraden ein erfülltes Leben bieten zu können, sollten bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Ein Haus mit Garten ist sicherlich eine gute Möglichkeit den Hirtenhunden einen minimalen Teil ihrer ursprünglichen Freiheit zu ermöglichen. Ebenso ist der enge Kontakt zu seinem Menschen von bedeutender Wichtigkeit, ersetzen sie doch die Gemeinsamkeit innerhalb eines gewachsenen Rudels.
Die Bedeutung eines guten Züchters muss sicherlich nicht immer wieder erwähnt werden. Längst hat es sich ja herumgesprochen, was Sozialisation und Aufzucht bedeuten und wie wegweisend sie für die kleinen Hunde sind.
Jeder neue Halter sollte sich aber ehrlich und gewissenhaft hinterfragen, ob gerade so ein Welpe der richtige Hund, mit dem man einen Lebensweg von immerhin 12-14Jahren teilen will, ist. In unserer Welt, wo mehr Schein als Sein gilt, kann man zwar die Menschen belügen, aber Hunde nicht, sie durchschauen den Menschen. Sie zeigen ihnen dann auch ihre Grenzen, was oftmals für den Hund das Ende seines Lebens oder ein Dasein im Tierheim bedeutet.
Quelle: www.hirtenhund.de